Durchhalten...
Seit anfangs Mai leben wir an einem neuen Ort, wieder eine Zwischenlösung, in Weissenburg im Niedersimmental. Unsere Freunde, bei welchen wir unser ganzer Hausrat eingelagert haben, öffneten für uns ihr Zuhause. In ihrem Haus befindet sich ein kleines «Gottesdienst-Sääli» mit Küche, welches aber nur noch teils genutzt wird und wir nun als unser Wohnzimmer nutzen können. Im Keller konnten wir ein grosses Zimmer beziehen, welches uns als Familienzimmer und Büro dient.
Die zwei letzten Monate waren eine intensive Zeit. Auf Ende Mai mussten wir unser Materiallager, welches wir noch auf dem Hof hatten, auflösen. Käsereiutensilien, Gartenmaterial und Weiteres mussten entweder einen neuen Besitzer finden, an einem anderen Ort eingelagert werden oder fand den Weg auf die Müllhalde. Alles Dinge, von welchen wir glaubten, dass wir sie vielleicht mal auf einen «neuen» Hof einsetzten würden. Ob, wann und wie wir diese Dinge je wieder nutzen können ist ungewiss. Wir versuchen immer noch den Melkstand für die Schafe zu verkaufen – falls also jemand in die Schafmilchproduktion einsteigen möchte und noch einen Melkstand braucht, dann dürft ihr euch gerne melden😉.
Im Juni war der Schuljahresabschluss, was vor allem eines bedeutet: Schulberichte schreiben. Gleichzeitig arbeitete Marlen 60% im Rahmen ihres Vorstudienpraktikums an der HAFL (Hochschule für Agrar-, Forst- & Lebensmittelwissenschaften) in Zollikofen. Ihre Anstellung bei Compassion hat sie gekündet, sie fand ihren Platz nicht in dieser Organisation. Christoph war regelmässig in die Dach-Renovation an unserem neuen Wohnort involviert, und an einem Tag pro Woche arbeitet er bei Bekannten (momentane Nachbarn) auf dem Landwirtschaftsbetrieb mit.
Im Moment haben wir manchmal ein wenig das Gefühl, dass wir vor dem «Nichts» stehen. Was wir geträumt und erhofft haben, scheint sich mindestens im Moment nicht zu erfüllen.
So haben wir uns entschieden, dass die Suche nach einem Zuhause an oberster Stelle steht. Wir müssen uns wieder «sädle», damit unser Leben wieder Ordnung und mehr Struktur erhält. Die Kinder wünschen sich, wieder fest irgendwo dazu zu gehören (Jungschi, Sportverein, etc.). Auch wir «Grossen» wünschen uns einen Ort von mehr Verbindlichkeit. Und vor allem eine Wohnung, die nicht nur Provisorium ist, sondern wo wir uns wieder einrichten können, alles genug Platz hat und wir nicht tagtäglich improvisieren müssen. Und tatsächlich hat sich vor kurzer Zeit eine Tür einen Spalt weit geöffnet: Eine günstige Wohnung in einer christlichen Community. Wir sind im Moment in den Abklärungen, ob dies wirklich passt und ob wir ein Teil von dieser Community sein wollen. Auch wenn es nicht ganz das ist, was wir uns erhofft haben, ist es doch um etliches besser, als vieles, das wir uns an Wohnungen angeschaut haben. Wir halten euch auf dem Laufenden, was sich da ergibt. Bis jetzt ist noch nichts klar und sehr gerne dürft ihr mit uns beten, dass wir in dem Prozess Gottes Wille erkennen und tun können.
Manchmal sind wir (Christoph & Marlen) am Punkt, wo wir merken, dass unsere Vision langsam stirbt oder dass Schritte, in die erhoffte Richtung, unmöglich erscheinen. Manchmal gibt es Situationen, wo uns wieder einen Anschub geben. So zum Beispiel ein neuer Kontakt, mit einem deutschen Ehepaar in unserem Alter, welches eine sehr ähnliche Vision verfolgt wie wir und in gewissen Umsetzungspunkte sicherlich auch schon weiter ist. Auch wenn es zum jetzigen Zeitpunkt kaum Sinn macht, zusammen zu arbeiten, ist der Austausch für uns sehr wertvoll und inspirierend.
Marlens Immatrikulation für Agronomie an der Berner Fachhochschule, ist sicherlich auch einen Schritt in diese Richtung. Und eigentlich wünscht sich auch Christoph, sich passend weiterzubilden. Ob diese Idee und Marlens Studium wirklich aufgehen, wird sich im Laufe der nächsten Monate abzeichnen.
Das letzte Jahr war voller guten und gewinnbringenden Erlebnissen. Wir durften sicherlich viel Neues lernen. Und vielleicht sind es gerade die kleinen und unscheinbaren Dinge, die diese Zeit so bereichert haben. Und doch, im Moment sehnen wir uns einfach nach Stabilität, nach einem neuen Zuhause und nach einem Ort, wo wir wieder Fuss fassen können.